Das Kosmolog

Augenblicke in _meinem_ Kosmos
Online seit  dem  09. November 2001
 
 

 

 
  Sonntag, Juli 07, 2002  
 

 
 
Spionierte Klänge
Ihr würdet am liebsten Musik hören, die sonst (fast) keiner kennt?
Ihr lasst Euch gerne von unbekannten MP3-Downloads überraschen?
Und alles auch noch legal?
Tja Leute, ich schätze, ich hab' was für Euch:
Den Tonspion.

Tonspion ist eine Site, die das Netz nach MP3-Files durchsucht, welche (meist relativ unbekannte) Bands auf ihren Webseiten offiziell zur Verfügung stellen.
Der Tonspion erzählt ein bisschen von der Band, deren Musik und versucht, die Band ganz grob in eine Schublade zu packen, damit man sich beim Stöbern etwas leichter tut.

Meine Lieblingsrubrik heisst "MP3 Compilation".
Die Leute vom Tonspion packen hier MP3's themenorientiert zu virtuellen Samplern zusammen, die Ihr dann einfach saugen könnt. Eine CD, die sonst fast keiner hat mit meist genialer Musik.

Warum ich Euch das sage?
Weil ich gerade den neuesten Sampler mit dem Namen "Intimpop" gesaugt habe und jetzt der König bin.
Anspieltipp: Lali Puna - Scary World Theory

TONSPION *das mp3 musikmagazin*

Geschrieben von Kosmonaut um 13:12 Uhr.


 
 

 
  Freitag, Juli 05, 2002  
 

 
 
Weibisch

Der fette unsympatische Krawattenträger hatte mir die letzte richtige Zeitschrift weggeschnappt. Der Dicke der Zeitung nach zu urteilen, war es der Spiegel. Da war ich dann also wieder der Looser. Zeitschriften im Wartezimmes einer Arztpraxis. Ein Kapitel für sich. Ok, ich muss zugeben, es war eine progressive Arztpraxis, was Zeitschriftenmanagement angeht. Statt der abgegriffenen, keimigen "Frau im Spiegel", die auf dem Titel verkündet, dass die Prinzessin von Wales bei einem Autounfall ums Leben gekommen sei, herrscht die nüchterne Aufgeräumtheit des Lesezirkel. Eigentlich ja 'ne feine Sache. Durch diese einheitlichen Umverpackungen sehen alle Zeitschriften gleich aus und man kann den durchgeistigten Gesichtsausdruck der Lektüre von "Psychologie aktuell" machen und sich hinter dem Schutzumschlag prollige Sachen wie "Coupé" oder gar den "Kicker" rein pfeifen. Aber nach Stories über den "heissen Büro-Sex der deutschen Sekretärinnen" stand mir um 09:00 morgens (noch?) nicht der Sinn und Fußball tangiert mich auch eher peripher, wenn nicht grade kanariengelbe Heißblüter gegen schwarz-weisse Nationalhelden kicken. Ausserdem war die Arztpraxis wohl zu sophisticated für derlei Literatur - beide Schriften waren nicht vorrätig (oder der Krawattenarsch hatte sie sich gekrallt).

So hatte ich also allen Grund, dem fetten Businessman böse zu sein, denn neben diversen goldenen Blättern, neuen Revuen und Bildern der Frau war eine Ausgabe von "Vital" noch das männlichste, was zu finden war. "Is' ja wurscht" dachte ich, "sieht ja eh niemand". Und das war auch besser so. Ehe ich mich versah, war ich in einer anderen Welt gefangen und was noch schlimmer war - glänzend unterhalten.

Zuerst der obligate Wellness-Artikel. Über Jogging diesmal. Läufer(innen) wären belastbarer, ausgeglichener und glücklicher, stand da. "Interessant", dachte ich, "Du kennst ja sogar eine Läuferlegende, wenn auch männlicher Art". Für einen Moment war ich gar versucht, den Artikel raus zu reissen und ihn der Läuferlegende zu mailen.

Plötzlich landete ich bei den Rezepten und alles sah so lecker aus - ich hatte vorsorglich noch nicht gefrühstückt, da ich nicht wusste, was mir bei dem Checkup alles bevorstünde. Auberginen-Kartoffel-Aufläufe, alkoholfreie Cocktails und Beerenmuffins - und alles in eine trendige "die-Redaktion-macht-eine-Fahradtour-mit-Riesenpicknick-Fotosession" eingebaut. Sogar Paul, der Hund der Fotografin war zu sehen. Und was machte ich als brustbehaarter und Moschus-prozduzierender Zeitgenosse? Ich ertappte mich dabei, wie ich die blöden Zutatenlisten las, die Kalorienangaben studierte und lernte, dass die Beeren in den Muffins viel Vitamin-C enthielten und damit die Energie für den Rückweg der Fahrradtour liefern würden (alleine der Hinweg mit all den Leckereien und Deko-Artikeln dürfte die Engegie einer mittleren Kleinstadt verbraucht haben - für wie blöd halten die einen aufgeklärten Mann eigentlich?).
Ich glaube, wenn ich Zettel und Stift dabei gehabt hätte, wären trotzdem schnell ein paar Zusätze für den Einkaufszettel hingekritzelt worden.
Ich muss richtig glücklich gewirkt haben mit meiner Zeitschrift.
Nachdem mir das alles zu viel wurde, blätterte ich rasch weiter auf einen unverfänglichen, weniger weibischen Artikel. Schliesslich hatte ich das doch nicht nötig. Zutatenlisten! Also dann Gesundheit mit Akkupressur. Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass ich versuchte, mir die Druckpunkte an der Wade zu merken, die bei regelmässigem Drücken die Konzentration und die Kreativität steigern sollten. Oder am besten gleich mit Fettstift auf der Wade markieren. Aber ich war einfach nicht wartezimmeradequat ausgerüstet.
Ach wenn ich doch nur einen schnöden, totlangweiligen Kicker hätte. Wie sollte ich denn je wieder schäbig über frauenfeindliche Witze lachen, wenn ich solchen Scheiss interessant fand? Lesen "richtige" Männer Berichte über Aqua-Beauty? Nie im Leben. Ich Schlappschwanz, ich.

Am liebsten hätte ich der Sprechstundenhilfe beim Blutnehmen mein ganzes Elend ins Gesicht geschleudert, aber die Gute machte das Blut zapfen erst zum zweiten oder dritten Mal und war völlig damit beschäftigt, ihre Panik im Griff zu behalten. Ich Dödel hatte mich ja, männlich wie ich war, mutig bereit erklärt, als Stichobjekt für Lehrlinge zur Verfügung zu stehen.
Gut, sie hat die Vene prima getroffen, das muss ich ja zugeben.
Aber das Schlimmste an dem Arztbesuch war, dass ich auf dem Heimweg ohne Hemmungen dieses "Vital"-Heft gekauft hätte, wenn nur ein Zeitungskiosk auf dem Weg gelegen hätte.
Ich hatte wohl echt Glück. Wie hätte ich das denn meiner Freundin erklären sollen? "Sind ein paar nette Rezepte drin". Andrea hätte sich totgelacht und mich noch bis zum jünsten Tag damit gemartert. Ich hatte _echt_ Glück.

In Zukunft weiss ich um meine dunklen Seiten und werde im Bahnhofskiosk bestimmte Bereiche meiden. Ich meine, "der heisse Büro-Sex der deutschen Sekretärinnen" ist doch auch nicht schlecht.


Weiter führende Literatur:
www.coupe.de
www.vital.de
www.kicker.de

Geschrieben von Kosmonaut um 22:24 Uhr.


 
 

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