Das Kosmolog

Augenblicke in _meinem_ Kosmos
Online seit  dem  09. November 2001
 
 

 

 
  Sonntag, Dezember 23, 2001  
 

 
 
Weisser als Weiss
Und dann war die Woche doch vorbei. Zeit ist tatsächlich relativ. Dauerte echt relativ lang, die blöde Wohnung zu streichen und zu putzen. Allerdings ging's ein bisschen schneller voran, als ich notgedrungen den Computer abbauen musste. Seltsam.
Eigentlich dachte ich, dass ich seit den vielen Farbspritzern auf allen möglichen und unmöglichen Teilen der Wohnung eine unheilbare Abneigung gegen die Farbe Weiss entwickelt hatte. Widerliche kleine Tropfen zwischen den Rillen der Heizungsregler, in unzugänglichen Ecken der Fußbodenleiste und sogar im Inneren der Kloschüssel - und das alles trotz pingelig genauem Abklebens. Das versteht kein Mensch. Tja, und die Abneigung gegen die Farbe Weiss? Die ist seit Freitag geheilt. Da will man immer cool und hart wirken und dann fällt man schon bei ein paar tausend Tonnen frisch geschneitem Niederschlag in die tiefsten sentimentalen Niederungen zurück. Vielleicht wär's nicht ganz so schlimm gekommen, wenn nicht die Sonne gemeint hätte, sie müsste inmitten eines blauen Himmels dieses Glitzerzeugs nach Kräften bescheinen. So aber hatte ich keine Chance. Verschneite Wälder mit Nadelbäumen, die auch der Kulissenbauer des schmierigsten Hollywood-Melodrams nicht herzerweichender hinbringen könnte. Schneewehen, in denen ich bis zum Knie versinke. Und dieses närrische Knirschen unter den Füssen. Das scheint eines dieser Weihnachten zu werden, die man sonst immer ins Reich der Erinnerung der eigenen Kindheit verbannt hatte. "Als ich klein war, hatten wir _immer_ weisse Weihnachten mit soo viel Schnee". Was solls, als ich groß war, auch. Und wie.
Als Fazit dieser weißen Woche bleiben mir also die traurigen Erkenntnisse, dass
a) das Kapitel Amberg nun vollständig abgehakt ist
b) ich doch nicht so cool bin, wie ich immer gerne zu sein versuche.
Jetzt muss ich aber abbrechen, denn auf Andrea's Weihnachts-CD läuft gerade "Little Drummer Boy", das erwiesenermaßen schrecklichste Weihnachtslied aller Zeiten. Wenn ich micht beeile, bringe ich mich selber um die Genugtuung, die Stereo-Anlage mit einem energischem "Jetzt reicht's aber" aus zu schalten.
Oh Mann, das Lied ist vorbei und ich hab's nicht geschafft. Jetzt könnte ich ja weiter schreiben, aber lassen wir das.
Nur noch so viel zu a): Die Freunde aus der Zeit in A-Stadt bleiben hoffentlich.
Und zu b): Das muss ja nicht jeder wissen.

Geschrieben von Kosmonaut um 18:40 Uhr.


 
 

 
  Dienstag, Dezember 18, 2001  
 

 
 
Bin (herunter)Laden
Was soll der Scheiß? Wie soll das denn jemals wieder in Ordnung kommen, wenn diese Stumpfköpfe die Welt mit sowas zu dröhnen? Da klicke ich _einmal_ auf ein Banner in Morpheus mit dem Titel "Message to Bin Laden" und glaube kurz darauf, mich übergeben zu müssen. Am Schlimmsten ist noch, dass dazu eines der Lieblings-Hymnen meiner hard rockenden Jugend missbraucht wurde: "We're not gonna take it" von Twisted Sister. Nomen est Omen. Jungs, dass ihr das nicht hinnehmt, ist legitim, aber bitte verschont uns Im-falschen-Land-Geborene bitte mit derlei Bullshit. Die Typen, die in meiner Jugend solche Reden schwangen, waren auf den Teenie-Parties, auf denen Twisted Sister mit maximaler Lautstärke lief, irgendwie immer die Ärsche. Auch wenn es sich ihnen niemand ins Gesicht zu sagen getraute. Und irgendwann kriegten sie alle was auf die Mütze. Ich wollt's nur mal gesagt haben und "God bless America".

Ach ja, hier ist der Link zu dem Filmchen: Message to Bin Laden...
Ihr braucht dazu den Windows Media Player und 'ne relativ dicke Internet-Leitung.

Geschrieben von Kosmonaut um 14:11 Uhr.


 
 

 
  Montag, Dezember 17, 2001  
 

 
 
Über fünf Stunden später. Das Schlafzimmer ist besiegt. Kein Mensch weiss, warum ich mich damit abmühe. Der Raum war auch schon vorher so perfekt weiss, dass man beim Streichen schon nach einem längeren Blinzeln nicht mehr erkennen kann, wo schon gestrichen ist. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Stellen ich aus diesem Grund mehrfach gepinselt habe.
Vermutlich wäre ich schon wesentlich früher mit dem Raum fertig gewesen, gäbe es da nicht auch noch diese blöde Angewohnheit. Der Raum ist großflächig mit alten Zeitungen ausgelegt und sobald ich mich bücke, um die Rolle neu einzutauchen, fange ich an, die doofen Zeitungsartikel zu lesen. Je uninteressanter, desto besser. Das zieht die Sache echt in die Länge. Mittlerweile kann ich mich allerdings nur noch an einen Artikel über Hans Eichels Hang zur Kohle und einen Bericht über alte Münzen erinnern. Vielleicht sollte ich mal das Zeitungspapier ausrangieren und statt dessen auf Illustrierte umsteigen. Bilder anschauen dauert nicht so lange. Da freue ich mich schon auf Intimberichte über diesen prügelnden Prinzen, die neuesten Enthüllungen über skandinavische Königinnen, die ich nie auseinander halten kann (kann das eigentlich irgendwer?) oder Photostrecken mit dem Scharping Rudi im Swimmingpool. Hey, und dann schnell wie zufällig einen großen weissen Farbklecks auf den Verteidigungsminister fallen lassen. Sorry Rudi, Kolateralschaden.

Farbklänge des Tages:
- Rammstein, Mutter
- Robbie Williams, Swing When You're Winning
- Orbital
- Wolf FM
- Radio Paradise

Geschrieben von Kosmonaut um 15:43 Uhr.


 
 

 
 
Echt schlimm, wenn man die Wohnung streichen muss und alle Farbeimer sind noch zu, weil man noch nicht angefangen hat. Das ist der Moment, von dem man ein Woche später sprechen wird: "Stell' Dir mal vor, es wäre noch mal der letzte Montag und wir hätten noch nicht mal abgeklebt und noch gar nichts gestrichen. Schrecklich, oder?".
Stimmt, schrecklich.

Geschrieben von Kosmonaut um 09:58 Uhr.


 
 

 
  Freitag, Dezember 14, 2001  
 

 
 
Siemens. Das ist mein Wort des Tages. Siemens. Das klingt irgendwie unangenehm. Es hätte auch anders laufen können mit Siemens. Ist es aber nicht. Warum müssen sie auch umbedingt Lampen herstellen. Lampen für Zahnarztstühle. Die sitzt man dann, die schweissigen Hände tief in den Stoff der Jeans gekrallt und der Blick starr nach oben. Wie hypnotisiert. Direkt auf diese Lampe. Komischerweise blenden diese Zahnarztlampen nie. Und im Zentrum des Lampenglases prangt dieser Name. Siemens. Minutenlanges Glotzen auf einen Markennamen, man getraut sich fast nicht einmal zu blinzeln. _Davon_ müssen Marketingleute des Nachts träumen. Dagegen ist schnöde Schleichwerbung im Kino oder eine riesige Plakatwand am Straßenrand werbetechnisch praktisch nicht vorhanden. Siemens. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Werbebranche das unglaubliche Potential erkennt. Man stelle sich vor, an Stelle des Lampenherstellers ziert ein Schildchen das Illuminationsutensil, das uns unverfänglich mit Verbraucherinformationen versorgt: "Diese Wurzelbehandlung wird ihnen präsentiert von Elmex". Oder "Alamgan - Ich bin doch nicht blöd". Oder "Nimm2 - Gesunde Vitamine naschen". Und keiner kann den Blick abwenden. Wahnsinn! Der Zahnarzt als Partner der Industrie. Dagegen hört sich "Siemens" an wie ein Werbekonzept aus der Marketing-Steinzeit. Spielt in der gleichen Provinz-Liga wie Clementine, der Melitta-Mann oder das "Schaufenster am Donnerstag". Kennst Letzteres überhaupt noch jemand? Siemens, ha! Mit dieser Geschäftsidee sollte doch Geld zu verdienen sein. Siemens - Schluss jetzt, das reicht!

Geschrieben von Kosmonaut um 10:04 Uhr.


 
 

 
  Mittwoch, Dezember 12, 2001  
 

 
 
Das mit dem Kalendergebäck funktioniert noch immer. Ich bin begeistert.
Nachdem jetzt auch das Wohnzimmer-Regal zerlegt ist, darf ich mir wohl ohne schlechtes Gewissen einen Gebäck-Engel samt einem Tee gönnen.

Todays-Movement-Tunes:
- Mo'Horizons
- 2Raum-Wohnung

Todays-Trash-Bin-Highlights:
- Faxrollen, die zu breit sind aber trotzdem aufgehoben wurden
- Die Duftkerze, weil es bei Andrea bestimmt nicht an diesen Sachen mangeln wird
- Den Vertrag für die vielen RedSpark-Aktienoptionen. Mann, wär' ich reich geworden

Geschrieben von Kosmonaut um 16:24 Uhr.


 
 

 
  Dienstag, Dezember 11, 2001  
 

 
 
Beim Ausräumen und Verpacken des Wohnzimmer-Regals ist mir eine IKEA-Schachtel in die Hände gefallen, die als eine Art Schatzkiste fungiert. Darin bewahre ich vergilbte Zeitungsausschnitte auf, die ich damals irgendwie wichtig fand. Die meisten stammen aus dem Jahr 1986. Schon komisch, nach etlichen Jahren auf diese Ereignisse zurück zu blicken. Manche haben sich im Nachhinein als wirklich bedeutend erwiesen, manche faszinierten wohl nur einen Teenager und heute weiss keiner mehr, was daran aufregend gewesen sein soll.
Ich zitiere...

Mittwoch, 29. Januar 1986:
"Challenger" nach Start explodiert
Feuerball stürzte ins Meer - Alle sieben Raumfahrer tot

Dienstag, 29. April 1986:
Atomkatastrophe bei Kiew
TASS hüllt sich über Zahl der Opfer und Schadensumfang in Schweigen.

Freitag, 14. März 1986:
"Giotto" ganz nahe am Kometenkern
...Rendezvous der Forschungssonde "Giotto" mit dem Halleyschen Kometen.

Donnerstag, 17. Januar 1991
Golf brennt
Bush befahl Angriff - 2500 Kampfflugzeuge legten Feuerwalze über Irak

Vor allem die letzte Meldung liest sich bedrückend aktuell. Man braucht lediglich das Lad auszutauschen. Ach ja, der letzte Zeitungsausschnitt, den ich dazu gelegt habe, war vom 12. Septemer 2001. Die Schlagzeile liegt bestimmt auch in Euren Köpfen noch griffbereit.

Geschrieben von Kosmonaut um 18:23 Uhr.


 
 

 
 
Eigentlich sollte ich ja Umzugskisten füllen. Statt dessen sitze ich hier und gucke "Life of Brian" im Original. Wenn ich den Film nicht schon tausend Mal gesehen hätte, würde ich kein Wort verstehen.

Ich sollte mir besser ein persönliches Brian-dictionary anlegen. Hmm, mal sehen...
Rübennase - big nose
Rübennasenhausen - nose city
Gesegnet seien die Skifahrer - Blessed are the cheese-makers
Spalter - splitter

Crucifiction?
Yes.
Good. Out of the door, line on the left, one cross each.

Geschrieben von Kosmonaut um 13:45 Uhr.


 
 

 
  Montag, Dezember 10, 2001  
 

 
 
Und die "Ausziehen, ausziehen"-Rufe werden lauter. Dann zieh' ich halt aus. Am Samstag steigt das Spektakel. Heute wurde meine Amberger Wohnung schon mal in den Auszugsmodus geschaltet. Packing and disassembling. Mal wieder eine Gelegenheit, sich von erinnerungsbeladenem Tand zu trennen. Und von alten Klamotten. Irgendwie habe ich _nur_ alte Klamotten. Sogar das ärmellose Kapuzenteil, das Rainer vor ein paar Jahren wegwerfen wollte, fliegt jetzt in den Altkleidersack. Er hatte es mir damals vermacht, weil ich behauptete, es sei doch noch gut und ich würde es anziehen. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich es einmal zum Sport an. Immerhin. Wenn Andrea erfährt, dass ich endlich mein Beavis-and-Butthead-Shirt beerdigt habe, springt sie garantiert im Dreieck. Vor Freude. Das ist mir dann schon hart angekommen. Only the hard survive. I will.
Mittlerweile ist auch der Schrank im Schlafgemach zerlegt. Hoffentlich hat mich dabei niemand durch's Fenster beobachtet. Ich kann jetzt Loriot nachfühlen, wie er in "Ödipussy" mit fünf Schrankteilen gleichzeitig jonglierend, nach dem Scherbolzen für den Trulleberg schreit. Wer den Film kennt, weiss, was ich meine. Im Laufe der Umzüge lerne sogar _ich_ dazu. Mittlerweile wird der Schrank nicht mehr zerlegt, ohne dass vorher ein Plan angefertigt würde. Manchmal schlägt der Planungswahn aus der Zeit als Bautechniker halt doch noch durch. Und mittlerweile kann mir der Schrank auch nicht mehr gefährlich werden - zerlegt bis auf den letzten Einlegeboden.
Eigentlich ist bei solchen Arbeiten nur wichtig, dass man laut Musik hört, während man Kisten packt.
Und morgen ist das grosse Regal im Wohnzimmer dran. Wäre doch gelacht...

Todays-Movement-Tunes:
- Metallica - Garage Inc.
- Evil Dildo Internet Radio

Todays-Trash-Bin-Highlights:
- WiSo Sparbuch 94/95, fast nicht benutzt
- Wing Commander Armada samt CD und bunter Verpackung. Mistspiel. Da bin ich echt auf die Verpackung reingefallen.
- Diverse Gläser Marmelade. Abfülldatum weit im letzten Jahrtausend.
- Mein zerfressenes Beavis-and-Butthead T-Shirt

Geschrieben von Kosmonaut um 17:00 Uhr.


 
 

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